23. April 2012

In was bin ich hier nur reingeraten....


Der Lonely Planet schreibt: Wenn man erstmal in Iquitos ankommt ist es so als ob die Gitarrenriffs von Guns´n Roses´ Welcome to the Jungle einen mit voller Wucht erschlaegt: Und genau so ist es...
So wie ich den Ort bisher gesehen habe, kommt es Sodom am naechsten... Korrupt sind alle, Prostitution an jeder Ecke, Drogen hinter den Ecken, Kleinkriminalitaet die auch mal groesser ausfallen kann und ich lande in ´nem Hostel das schwimmend auf dem Amazonas liegt und der alles vorher genannte auf einmal vereint - Welcome to the Jungle eben...
Nach der Ankunft nahm ich mir ein TukTuk in die Stadt und nach Empfehlung meines Fahrers lies er mich an dem schwimmenden Hostel raus. Eine absolute Bruchbude aus Holz und undichtem Strohdach, mit selbst zusammengehaemmerten Stockbetten, verschiedenen schwimmenden Bereichen die ueber sehr wackelige Stege zu erreichen sind - aber grosser Kuehlschrank mit viel Bier und free WiFi: Top und sofort eingecheckt und von Marcelo dem Besitzer gleich auf eines der kalten Biere eingeladen worden.
Im Zimmer war noch ´n Typ namens Rory aus Australien, mit ihm zog ich am naechsten Tag los um die Stadt ein wenig kennenzulernen und die hatte es in sich... Wir gingen auf den Einheimischenmarkt von Iquitos, den halb-schwimmenden Markt von Belem. Wir waren wahrscheinlich die einzigen bleichgesichter in dem riesiegen Markt und so war das ganze anfangs doch etwas nervig wenn man von allen Seiten sehr schraeg ausgemustert wird. Je tiefer wir in den Markt eintauchten desto illegaler wurden die angebotenen Artikel: In den hinteren Ecken wird einfach alles verkauft was irgendwann mal geschwommen, gekrochen oder gelaufen ist - von Tier- und Artenschutz wurde hier noch nicht soviel gehoert. Die Galapagos Inseln mit ihren umfangreichen Schutzprogrammen noch vor Augen war es fuer mich ein extrem krasser Kontrast: Schildkroeten die einfach aus ihrem Panzer gepellt daliegen, Jaguarfaelle und -pfoten, getrocknetes Affen- und Delphinfleisch - ganz ehrlich: Schockierend zu sehen, und von den lebend angebotenen Tieren gar nicht zu sprechen...
Irgendwann fand uns ein selbsternannter Guide und wollte uns den schwimmenden Teil des Marktes zeigen - also auf: Ich dem Typen hinterher und Rory mir. Nachdem wir ueber unaehlige Bretter balancierend immer weiter in die slums gingen wurde es mir schon leicht mulmig, aber irgendwann erreichten wir das Kanu von unserem Guide und wir fuhren in dem Markt umher. Um den schwimmenden Teil des Marktes hat sich auch ein riesiges Areal von ueber 20000 schwimmenden Haeusern angesammelt wo sich das ganze Leben der Bewohner abspielt: Kindergaerten, Schulen, Supermaerkte, Discos - einfach alles, aber alles extrem aermlich und runterkekommen. Ich hoerte Rory immer nur wieder sagen: Ich haette das niemals alleine gemacht aber es ist der Wahnsinn...
Da anscheinend keine Touristenzeit ist, weil Regenzeit und Hochwasser, wird das ganze treiben auch nicht sonderlich eingeschraenkt von Stadt und Polizei.
Zurueck von der Paddeltour vermittelte unser Kanutyp uns weiter an einen der TukTuk Fahrer und der fuhr uns kreuz und quer durch Iquitos: Der Verkehr: Schlimmer als alles was ich bisher gesehen habe: Ein gewusel von unzaehlbar vielen TukTuks, Motorraedern und Minibussen - als Fussgaenger wuerde ich mich hier nicht bewegen wollen. Ueberall wo wir nur kurz zum stehen kommen wird einem von allen Seiten versucht alle moeglichen Drogen anzudrehen und als wir dann in ´ner Gegend waren in der einem fuer 15 Soles ( ca. 5 EUR) auch noch Frauen angeboten werden kann man sich vorstellen das es nicht eine der besten gegenden war um sich als Touri aufzuhalten....
Nach der Geschichte haben wir dann auch mal etwas gemacht was normale Touris machen und sind in ein kleines Tierreservat gefahren, von einer Oesterreicherin geleitet, die verletzte Tiere dort pflegen und auch auf dem Markt gefaehrdete Tierarten kaufen und aufpeppeln.
Jaguare, Ozeolote, Faultiere, Papageien, Affen, Aligatore - da ist die Vorfreude um so hoeher endlich ´ne Dschungeltour zu machen.
Zurueck im Hostel haben wir uns erstmal ein paar kaltgetraenke gegoennt - das Wetter ist halt doch extrem: Super heiss und schwuel und man ist dauernassgeschwitzt...
Marcelo, unser Hostelmanager, schuettelt nur den Kopf als er von unserem Tagestrip hoert und erzaehlt uns ein paar stories von der Gegend die er uns wahrscheinlich vorher haette erzaehlen sollen....
Marcelo scheint aber auch nicht der sauberste Typ zu sein: Es scheint so das alle irgendwie Respekt vor ihm haben, auch die ganzen TukTuk Fahrer wenn man ihnen erzaehlt das man im Camiri abgestiegen ist - vielleicht war das unser Vorsteil.
Auf jedenfall stieg ´ne kleinere Party an dem Abend die dann auch etwas laenger ging und als dann zu sehr spaeter Stunde noch drei Polizisten auftauchten und sehr ausgelassen mitfeierten kam man sich echt wie in ´nem ganz schraegen Quentin Tarantino Film vor...
Marcelo erzaehlte dann das er mit einem der ehemaligen Leibwaechter von Pablo Escobar befreundet sei und irgendwelche Geschaefte am laufen hat usw. usf. - Keine Ahnung was davon war ist, aber ich hatte auch nicht das Gefuehl das er mir irgendwelche Geschichten auftischte...
Als ich am naechsten Morgen nach dem aufwachen ins Haupthaus ueber die Stege balancierte war Marcelo bereits wieder hinter der Theke...
Ich hatte ihm am Abend erzaehlt das ich in den Dschungel will und ihn gefragt was ich alles so brauche und mir ein paar Tips geholt. Als er mich dann am morgen sah, kam er mir gleich entgegen - mit ´ner Machete in der Hand...
Er meinte nur: Da wir uns so gut verstanden haben moechte er mir ein Geschenk machen und die wuerde ich im Dschungel brauchen - Maennergeschenke halt ;-)
Nach den ganzen etwas schraegen erlebnissen hier musste ich echt hier weg, sonst bleibe ich wahrscheinlich zu lang... Marcelo meinte beim Abschied noch: Ich bin mir sicher du kommst hierher zurueck...
Also ab zum Hafen und auf irgendeinem Frachter eingecheckt der an die Grenze Peru-Kolumbien-Brasilien faehrt. Frachtschiffe die die ganzen Doerfer und christliche Gemeinden - die eher wie irgendwelche Sekten aussehen - anfahren, und auf dem obersten Deck gibt es Plaetze um seine Haengematte aufzuspannen, sich gemuetlich reinzulegen und zwei drei Tage den Amazonas runterzuschippern...
Ganz ehrlich, fuer viele wahrscheinlich tot langweilig und von jedem Reisefuehrer eher abgeraten, fuer mich super cool - das waren eine der entspannendsten Tage die ich jemals hatte: Haengematte, schaukeln, schlafen, lesen, essen, trinken, schlafen, ff.
Auf jedenfall bin ich heute in der kolumbianisch-brasilanischen Grenzstadt Letitia bzw. Tabatinga angekommen und mich gleich auf die Suche nach einem Guide fuer den Dschungel gemacht - mal abwarten was mich da erwartet: Morgen um acht geht es mit dem Kanu los auf irgendeinen kleinen Nebenfluss tief in den Dschungel hinen...

Noch ahnte ich nicht wo ihr hier angekommen bin ;-)
Ein kurzer Einblick in Markt - Der Teil in dem man sich noch traute die Kamera zubenutzen...
Der Steg zum Hostel oder auch highway to hell...
Echte Maennerfreundschaft eben inkl. Machete ;-)
Entspannt halt - tiefenentspannt...
Und so sehen die Amazonasdoerfer aus...
alles klar?
und ein weiteres Bild vom Amazonasufer...

7 Kommentare:

  1. Ey Bruder wenn du nicht selbst auf dem Wochenmarkt gehandelt werden möchtest, verleg deinen Trip jetzt ENDLICH Richtung Karibik!!! Oder noch viel besser: Mitteleuropa!

    Leckere Schildkröten, billige Frauen und abgefahrene Typen lassen sich auch hier sicherlich auftreiben - irgendwie :)

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  2. Stefan Leonhart3. Mai 2012 um 00:26

    Daumen hoch für Iquitos - da sind 5 Euro halt noch was wert ;-)

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  3. Mit Macheten kennst Du dich halt aus, jetzt kommt deine Sardinien-Erfahrung zum Einsatz! :-)

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  4. ‎...pass auf Dich auf .:-)

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  5. Katrin Klinkmüller3. Mai 2012 um 00:30

    Wow, wie spannend, gleich mal den Link vom Blog gespeichert, ich Wünsche dir ganz viel Spass auf der Reise.

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  6. Unglaublich .... mach's weiterhin gut, aber sei vorsichtig !

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  7. Marlon Flesner3. Mai 2012 um 00:31

    Das du nix normal machen kannst ;-))

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