2. Juli 2012

Countdown laeuft: Noch eine Woche...

Die Tage und Wochen hier in Cabarete vergehen dermassen schnell und trotzdem kommt das Ende viel zu langsam naeher - paradoxe Situation... Aber es ist endlich absehbar: Naechste Woche bin ich wieder zurueck. Flughafenaktion in Muenchen waere nice allerdings lande ich in Amsterdam - naja was soll ich sagen, guenstigster Flug und so ;-)
Auf jedenfall geht es erstmal nach Koeln weiter, Mama besuchen ist angesagt und einer der Hermanos lebt ja auch dort und dem schwarzen Mann werde ich da wohl auch ueber den Weg laufen...
Waehrend der gesamten Reise in all den Laendern gab es natuerlich immer wieder neues und intereassantes kulinarisches, aber ganz ehrlich: Die allgemeine und alltaegliche Essenskultur ist nicht ganz so reichhaltig - bis auf das Obst, das ist echt immer der lecker. Auf jedenfall schmeckts bei Mama natuerlich am besten, daher werde ich da einige Tage bleiben.
Mein Plan waere es dann am Freitag den 13. in Muenchen einzutreffen und gleich mit der alten Tradition des Bier-um-Vier zu starten: Zwischen 16-18 Uhr werde ich aus Koeln anreisend am Marienplatz aussteigen, zum Viktualienmarkt laufen und mir meine erste kuehle Mass goennen: Natuerlich noch in voller Montur mit Rucksack, Machete und Panfloete ;-)
Wenn also der ein oder andere sich in zwei Wochen am Freitag in der Naehe befindet, Lust auf das ein oder andere Feierabend-/Wochenendebier hat - ich bin am Start.

Ansonsten merkt ihr ja auch das ich ziemlich schreibfaul geworden bin, obwohl schreibfaul das falsche Wort ist. Es ist einfach nicht mehr so das ich wie vorher staendig an neuen Orten bin und dadurch automatisch irgendwas immer passiert. Ich habe hier halt mein geregelten Tagesablauf, zugegebenermassen einen sehr gechillten Tagesablauf, und da passiert nicht zwingend etwas nennenswertes neben Strand, Sonne, Schwimmen und Cerveza...
Nachdem Alan weg war habe ich knapp zwei Wochen mit Anna & Marina, meinen beiden Muenchner Surfmaedls, hier in unseren Garten-Strand Anlage verbracht.
Wir haben einfach alle mental hier unsere Reisen beendet, die Zeit genossen und nur noch Urlaub gemacht - "Hart gechillt" wuerde jetzt Anna sagen. Die Maedls koennen naemlich nach fast 10 Monaten Reise auch nicht mehr erwarten nach Muenchen zurueck zu kehren und auf die erste Mass August anzustossen...
Und es war natuerlich auch immer wieder ein Erlebniss direkt am Strand zu sitzen und nachmittags die deutschen EM Spiele anzuschauen - gut das Ende mit den Italienern und Spaniern musste nicht sein, da haette ich den Titel ja noch den Griechen gegoennt ...

Mittlerweile ist auch Schaetzchen seit fast zwei Wochen hier. Die Maedls waren schon ganz gespannt und ich konnte es auch nicht mehr abwarten ;-)
Nach ein paar Tagen und Abenden kennenlernphase haben wir uns dann fuer einige Tage einen Jeep Wrangler Topless gemietet und sind dann alle zusammen durchs Land gecruist - ein cooler Trip kann ich nur sagen.
Wir sind Richtung Haitianische Grenze und sind dann an einem Ort Namens Punta Russia haengengeblieben: Ein Traum von verschlafenem Kuestenort: Kein Verkehr, kein BumBum Reggeaton Mist an jeder Ecke, weisser Pudersand Strand, glasklares Meer...
In dem Ort gab es einige Restaurants, einen kleinen Kiosk in ´ner Bambushuette und einige stilvolle Unterkuenfte – sonst nix mehr. Also gleich ein paar nette Doppelzimmer klar gemacht und dann weiter die Zeit genossen – war ja bisher viel zu kurz gekommen ;-)
Wir sind dann auch mal auf der wahrscheinlich kleinsten Insel der Welt gelandet... Ein paar Kilometer von der Kueste entfernt eine Sandbank von vielleich 30 x 20 Meter groesse mit ein paar windigen Bambushuetten drauf. Wir hatten uns ein voellig runtergekommenes Privatboot gemietet und waren ziemlich frueh dort und somit auch die einzigen. Nach eingen Stunden schwimmen, schnorcheln und sonnen kamen dann die ersten kommerziellen Anbieter: Auf unserer kleinen Insel waren dann ploetzlich 200-300 dominikanische Touristen... Ab ins Privatboot und weg - ein wenig Dekadenz muss dann auch sein, obwohl: die Dekadenz sah man dem Boot nicht ganz so an…
Mittlerweile sind die Maedls auch weg. Mit Umweg Hawaii bzw. USA Westkueste geht es bei Ihnen in zwei Wochen nach Muenchen und dem ersten gemeinsamen Biergartenbesuch steht dann nix mehr im Weg.
Schaetzchen und ich haben noch Urlaub zu zweit gemacht, morgen geht es dann bei ihr zurueck und ich bleibe dann ganz alleine hier zurueck…
Auch der Materialverschleiss und –verlusst deutet unweigerlich auf ein schnelles Ende jetzt hin:

- Die eigentlich wasserdichte Kamera hat die letzten schnorcheleien nicht ueberlebt. Schoen Salzwasser reingelaufen
- Sonnenbrille: Irgendwo im Garten abhandengekommen
- Machete: Die salzige Meeresluft hatte ihr ganz schoen zu schaffen gemacht. War schoen voellig verrostet, aber zum Kokosnussknacken noch perfekt gewesen. Vorgestern noch schoen im Einsatz, gestern war sie weg – hier wird echt alles geklaut…
- Haengematte: Hat auch ausgedient – voellig zerissen...


Wie gesagt: Zeit wirds - Ich freu mich.

 Drei Engel fuer Umut

 Und so sieht´s aus wenn ich die Maedls zum shoppen schicke ;-)

 Ich bin nicht nur am chillen...

Ich sag doch: Die kleinste Insel der Welt...

Alles Top oder? Das waren dann die letzten Bilder, danach Schicht im Schacht oder eher: Wasser im Schacht...

 Muenchen oder Karibik: Hauptsache nach dem bayrischen Reinheitsgebot...

15. Juni 2012

I gfrei mi auf dahoam...

Ticket gebucht und bestaetigt:   Ab 10. Juli bin ich wieder zu Hause...
Auf der anderen Seite werde ich das ganze hier ganz schoen vermissen.
Hier frage ich mich nicht beim rausgehen: "Jacke mitnehmen?" Nee, ich bin ja schon die ganze Zeit draussen. Hier ist die Frage: "Gehe ich Barfuss oder ziehe ich FlipFlops an..."
Es ist echt erstaunlich wie wenig man braucht fuers Leben.
Alle paar Tage faellt der Strom aus, immer so zwischen 10 Minuten bis zu ´nem halben Tag. Ganz ehrlich, ich bekomme das fast nie mit - das kann man sich gar nicht vorstellen in Deutscheland. Tagsueber habe ich nix was Strom braucht und nachts laeuft alles bei Mondschein, Kerzen und Lagerfeuer ab. Zuhause waere ich erstmal ´ne Stunde damit beschaeftigt von der Microwelle ueber Videorecorde bis zur elektrischen Zahnbuerste die Uhrzeit wieder einzustellen... (ok ok, ich habe seit Jahren keinen Viedeorecorder mehr dafuer steht da so ´ne rueckstaendige Alice IPTV Box rum...)
Seit Anfang der Radelei habe ich, mit wenigen Ausnahmen in Hostels, unter keinem Dach geschlafen: Entweder Zelt oder Haengematte - maximal noch ein Stroh-/Palmenblaetterdach zwischen mir und Himmel.... Ihr muesst euch vorstellen das ich die letzten Wochen hier keine 5 Meter vom Meer einschlafe - das Meer ist auch nicht besonders ruhig, d.h. schon ´ne gute Lautstaerke mit brausen und getoese - aber so unglaublich entspannend und einschlaefernd wenn man in der Haengematte liegt und auf´s Meer schaut...
Oder Schuhe: Ich bin ja sogar die letzten Wochen beim biken Barfuss oder mit FlipFlops gefahren und mit einer 3 Tages Ausnahme im Amazonas, wo ich in Gummistiefeln durch den Dschungel gezogen bin, hatte ich seit Monaten keine Schuhe mehr an, von Socken, Hosen und Unterwaesche ganz zu schweigen ;-)
Vor ein paar Tagen bin ich leicht in einen Seeigel getreten - nix dramatisches bzw. schmerzhaftes. Als es um die Entfernung der Stacheln ging habe ich ueberall verteilt auf meiner Fussohle irgendwelche andere Splitter und Stachel gefunden die nicht von dem Seeigel waren - die mussten da schon sein Wochen stecken und ich merke davon nichts. Durch die ganze Barfusslauferei und im heissen Sand die Fuesse Verbrennerei habe ich  ein sauberes Pannenschutzprofil auf den Sohlen ;-)
Ich glaube ich muss mir im Englischen Garten ´ne geeignete Stelle fuer Haengematte und Dauercamping suchen - gut das ich im Sommer zurueckkehre...

Kurzer Nachtrag zum letzten Blogeintrag der etwas spaerlich ausgefallen war - aber ganz ehrlich, ich hatte einfach keine Zeit ;-)
Ich wohnte also die letzten zwei/drei Wochen zusammen mit meinen drei Maedls, Marina, Anna und Vanessa. Und Alan, der Belgier den ich hier kennengelernt hatte war taeglich mit uns unterwegs.
Alan und ich wurden von den Maedls nur noch Onkelchen und Vattern genannt - wir kamen uns vor wie zwei Daddies die mit ihren Kids unterwegs sind: Die Maedls beschaeftigen sich dann mit Maedlzeugs, mit malen und singen und die Papas genehmigen sich das ein oder andere Kaltgetraenk...
Alle paar Tage kauft man sich bei einem der Obstlieferanten 10 Ananas, ´ne Staude Bananen und unzaehlige andere Fruechte fuer ein paar Euro und chillt dann den ganzen Tag beim Obst schlemmen.
Wenn Nachts ´ne Kakerlake, Spinne oder irgendein anderes Viech die Maedls schreiend aus ihren Strandhuetten raustreibt muss halt Papa wieder ran. Dann heisst es raus aus der Haengematte, Kakerlaken fangen, in die Freiheit entlassen und wieder zurueck in die Haengematte...
Und wenn eines der Maedl von irgendwas gestochen wird und alles zum schwellen anfaengt, geht man halt zusammen zum Onkel Doc.
Oder wenn die Maedls in der Karaokebar "You´re my heart, you´re my soul" singen und ausser dem Refrain nichts koennen muss ich zur Rettung einspringen und mit den natuerlich vorhandenen Modern Talking Kenntnissen die Buehne rocken ;-)
Eine echt super Zeit mit viel viel Spass - das ganze ist wie `n Jungbrunnen fuer mich...

Mittlerweile ist Vanessa nach Hause zurueck und Alan nach Kanada und ich haenge mit meinen zwei Muenchner Maedls alleine ab. Am Anfang war es echt schwer, speziell ohne Alan. In ihm habe ich auf jedenfall einen richtig guten Freund gefunden. Aber mittlerweile haben wir drei unser geregeltes Tagesgeschehen und geniessen einfach nur noch alles:
Morgens zum Strandlauf, danach schwimmen. Fruehstueck vorbereiten fuer uns drei. Zwischendurch kommt unsere leicht verueckte, extrem laute Hausmutti Brenda um die Ecke - gekleidet in ihrem Leopardenbikini und wackelt mal mit allem was sie hat, und das ist nicht wenig, danach Nachmittagspowernap, Abends zu dritt + Fahrer auf einem der Motoconchos (so werden hier die Taxi-Mofas genannt) nach Cabarete-Center an den Strand zum Essen und Cocktails,.... usw.
Das Leben ist schoen...

Ab Dienstag ist auch Schaetzchen am Start: Zwei Wochen noch schoen Karibik Urlaub zusammen geniessen. Meine Muenchner Maedls sind dann auch noch eine Woche hier, d.h. der Plan waere es zusammen noch einiges zu unternehmen - vorausgesetzt der Plan funktioniert ;-)

Die vielleicht groesste Erkenntniss von der ganzen Reiserei: Das zusammenwohnen und abhaengen mit Leuten die man kennt und gerne um sich hat ist genau das was mir immer staerker fehlt und abgeht. Deswegen fuehle ich mich auch in meiner temporaeren Kommune so wohl - trotzdem:
Zeit wird´s fuer euch alle...


Marina und Anna schaetzen auch meine Haengematte - manchmal zu viel... Dann muessen sie Platz machen: Papa braucht ´n nickerchen ;-)

So sieht es uebrigens aus wenn ich nicht in der Haengematte liege - in Hauptbett und ein paar Ersatzbetten fuer mich aber ueber die Haengematte kommt einfach nix...

Der Blick aus dem Fenster vorne

Und Abends von der anderen Seite...

Auf geht´s zu Karaoke-Bar - Zu viert auf dem Mototaxi - passt. Ich muss nur schauen das es mich nicht hinten runterhaut - aber Foto geht immer...

Erstmal die Maedls ein wenig traellern lassen - Daddy kommt gleich ;-)

Geregeltes Leben halt: Da gehoert auch mal ein Friseurtermin - Zu ´nem einheimischen Friseur brauche ich mit meinen glatten Haaren net gehen, sonst komme ich noch mit ´ner Afromatte nach Hause ;-)

Ich hab die Haare schoen...

Und hier noch ein kurzes Viedeo mit Meeresrauschen



6. Juni 2012

Big Brother...

Nachdem ich das letzte halbe Jahr nirgends wo laenger geblieben bin habe ich endlich wieder ein Zuhause gefunden... Ich hatte ja beim letzten blog geschrieben das ich in `nem Hostel mit grandiosem Ausblick abgestiegen bin. Nach ein paar wechselnden Gaesten am Anfang wohne ich nun mit ein paar anderen Langzeitgaesten zusammen: Anna & Marina, zwei 20-Jaehrige Muenchner Surfer-Madl, Vanessa, eine schweizer Jungsurferin, Brenda die vollblutdominikanerin die alles in Ordnung haelt und ich halt - hinzu kommen noch drei Chihuahuas.... Und dann noch der Hausfreund Alan: Ein Belgier der seiner Surf Leidenschaft gefolgt ist und seit 17 Jahren hier in Cabarate lebt...
Das ganze hat etwas vom Big Brother Container mit Familiencharacter: Eine Melange aus ein paar Leuten die ueberhaupt nicht zusammen passen zusammenzustecken und schauen was passiert - in unserem Fall? Eine geile Zeit...
Ich kann nur sagen das es fuer den Abschluss meiner Reiserei gar nicht besser haette kommen koennen: Ausfluege, Abhaengen, Musik, Chillen, Relaxen, Grillen, Feiern, Sonne, Strand, Lagerfeuer ...

Aber seht einfach selbst...

 
Meine Patchwork Familie: v.r.: Marina, Vanessa, Alan, Señor Mustache, Anna

Tiefgruendige Konversationen am Strand

Marinas Geburtstagsparty: 21 muesste man nochmal sein...

Falsche Richtung - da hinten geht´s lang...

Ready for take-off: Kiteboard wartet: Kam allerdings etwas zu kurz bei den ganzen Familienaktivitaeten...

Gemuetliches beisamensein - gleich gibt´s Kaffee ´n Kuchen...

Und von da hinten springe ich gleich runter - so um die 10-12 Meter....

Und so verschoben sehe ich beim eintauchen aus ...

Besser als in jedem Yakuzi...

Fisch und Meeresfruechte mal zur Abwechslung...

Kann man auch machen ...

Ein bisschen Spass muss sein...

Und noch ein Bild mit Brenda - vollblutdominikanerin sage ich ja ;-)



Der blog Eintrag ist diesmal etwas kuerzer geraten aber der naechste Familienausflug steht gleich an - aber ich komme wieder, keine Frage ;-)



27. Mai 2012

Last Exit: Cabarete

So langsam neigt sich mein Aussteigerleben tatsaechlich dem Ende zu... Das Ziel war es immer gewesen einen schoenen Platz in der Karibik zu finden und dort noch zwei Monate nach dem Motto Viva La Vida zu verbringen - And the winner is: Cabarete an der dominikanischen Nordkueste.
Die Anreise war eigentlich unspannender als erwartet: Von Kolumbien aus bin ich mit einem Frachter in gut 4 Tagen in der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince angekommen. Die Einreiseformalitaeten werden neben dem haitianischen Zoll auch von UN-Blauhelmsoldaten durchgefuehrt - und fuer diese war es etwas verwirrend das von einem Gueterfrachter auch irgendein Tourist mit Rucksack einreisen will... Mir wurde dann nahegelegt mich schnellstmoeglich in den naechsten Bus zu setzten und in die DomRep auszureisen - gesagt getan: Drei Stunden spaeter sass ich dann auch im Bus. Das wenige was ich sehen konnte ist dass das Erdbeben von Januar 2010 immer noch seine Spuren zeigt: Ueberall liegen immer noch Schutt und eingefallene Haueser herum - auf die Idee aufzuraeumen kommt man anscheinend nicht. 70 % der Menschen die bei dem Erdbeben alles verloren hatten und in UN Zeltstaetten untergekommen waren leben nach 2.5 Jahren immer noch in den Behelfsunterkuenften. Der Eindruck ist das man selbst nichts machen muss sondern die Hilfe von aussen kommen muss - so sieht halt verfehlte Politik fuer Hilfsleistungen aus, leider...

Dann also Dominikanische Republik. Nach 12 Stunden Busfahrt bin ich dann in der Hauptstadt Santo Domingo angekommen: Hier der naechste Kulturschock: Am Tag meiner Ankunft waren Praesidetschaftswahlen - das Ganze laeuft ein wenig anders ab als in Deutschland: Es ist wie eine Mischung aus Karneval und Love Parade: Ueberall feiernde, schreiende Menschen die mit den jeweiligen Fahnen der Parteien bewaffnet durch die Strassen ziehen, Umzugswagen mit riesigen Lautsprechern aus denen nicht-aushaltbar laute Musik donnert...
Und ich mittendrin mit Rucksack und Machete: Ganz ehrlich, ist kein Spass gewesen und an ´ne Unterkunft zu denken voellig fehl am Platz. Also zurueck zum Busterminal und ´ne Stunde spaeter sass ich dann im Bus an die Nordkueste nach Sosua, ca. 10km von meinem Zielort entfernt. Nach guten 4 Stunden bin ich dann in Sosua angekommen mit dem Ziel so schnell wie moeglich ´ne Sportsbar zu finden und das CL Finale anzuschauen - es war Sonntag... Ich war felsenfest davon ueberzeugt dass das Finale immer an einem Sonntag steigt - wer konnte denn ahnen dass das Desaster schon einen Tag vorher gelaufen war - keine weiteren Kommentare mehr dazu...
An dem Tag habe ich mich dann dazu entschieden in Sosua zu bleiben und erst am naechsten Tag nach Cabarete zu fahren. Also Unterkunft suchen: Ich bin dann in ´ner Seitenstrasse auf ein etwas heruntergekommenes Hotelschild gestossen - mal fragen: Wollte die doch tatsaechlich 20 US$ haben - geht´s noch? Nach ein wenig Diskussion hatte ich sie dann soweit das ich fuer 6 Dollar ein Zimmer bekommen habe. Das Zimmer: Superschaebig, aber hey: So what - hab schon schlimmeres gesehen.
Am Abend stellte sich dann heraus dass das Hotel die Unterkunft von den hiesigen Prostituierten ist: Hola chico, need a massage? need fun? Und das die ganze Zeit durch...
Fuer alle die Sosua nicht kennen:
Sosua ist "das" deutsche Aussteigerziel in der Karibik: Ueberall deutsche Geschaefte, Bars, Baeckereien, Metzgereien, usw... Und das Ziel von Sextouristen: Ganz ehrlich, es ist echt widerlich die ganzen alten, verschrumpelten Touristen in ihren Sandalen mit weissen Tennissocken look zu sehen die Arm-in-Arm mit den jungen Maedels abhaengen...
Am naechsten Tag bin ich dann auch gleich weiter nach Cabarete: Hatte schon vorher fuer einige Tage in einem Hostel reserviert, von dort wollte ich mir den oertlichen Mietmarkt anschauen und fuer zwei Monate was guenstiges mieten. Und dann komme ich in das Hostel: Direkt am Meer, staendig ´ne kuehle Brise, kleiner Pool und mit Brenda eine supernette, auf eine angenehme Art durchgeknallte dominikanerin die fuer Ordnung sorgt und die gerne mal lautstark auch singt...
Von der location her geht es eigentlich nicht besser: Ein weiteres Paradies gefunden - freu :-)
Die Entscheidung ist also relativ schnell gefallen meine letzten 7 Wochen hier zu verbringen obwohl es etwas teurer ist als geplant...
Dann stellte sich aber heraus dass die ganze Anlage einem deutschen gehoert und von einem anderen deutschen, Thomas, praktisch verwaltet wird. Er hat das ganze mit gebaut und kuemmert sich darum das alles funktioniert - und er ist der Freund von Brenda. Er unterbreitete mir dann das Angebot dort fuer monatlich 150 US$ zu bleiben: Besser kann es doch gar nicht sein :-)
Von Thomas bekomme ich auch die ganzen vor-ort Kontakte vermittelt und so habe ich gleich nachher meinen vierten Kite-Surf Tag...
Ansonsten versuche ich mich so langsam daran wieder einen geregelten Tagesablauf hinzubekommen - ich weiss eigentlich seit Monaten nicht welcher Wochentag immer ist...
Aufstehen - Joggen am Strand danach etwas planschen im Meer - Fruehstueck - Kiten - Sonnen und dabei ein wenig spanisch lernen - Abendessen - Bier - Haengematte - Feierabend....
Das Leben kann ganz schoen stressig sein :-)


Noch etwas in eigener Sache:
Falls mir jemand von euch ueber Facebook oder Email an umut@gmx.li in letzter Zeit etwas geschickt hat und sich wundert das von mir nichts kommt: Irgendjemand hat sich in meinen Facebook Account und meine GMX Adresse gehackt ( oder ich habe vergessen mich irgendwo auszuloggen...) - auf jedenfall sind beide Accounts gesperrt und ich habe sie bisher auch nicht entsperren koennen... Die Sicherheitsfragen weiss ich nicht mehr und neues Passwort wird halt an die GMX Adresse geschickt - Henne-Ei Problem mal anders...
Auf der einen Seite: Hey ich vermisse nix ;-)
Aber mal im Ernst: Wenn jemand mir was geschickt hatte oder immer noch schicken will, bitte ab sofort nur noch meine Google Emailadresse benutzten: umut.harmancioglu@gmail.com


Und noch etwas:
Bis zu dem Zeitpunkt an dem ich nach Kolumbien eingereist bin war ich fast 5 Monate auf der Suedhalbkugel der Erde unterwegs: Von fast-Feuerland bis zum Amazonas. Und auch wenn ich vieles bis dahin gesehen hatte:
Es gibt nur einen Stern des Suedens: So war es und so ist es und so wird es immer sein!


Nur mal ein kurzer Einblick fuer euch was ich morgens immer so sehen werde die naechsten 7 Wochen....

Gelernt ist gelernt - Bekomme ich eigentlich Probleme wenn ich in Zukunft mit Machete durch Muenchen laufe :-)

 Morgens um halbzehn in der domrep: Knoppers. Pardon: Kokosnuss...

16. Mai 2012

Ich habe das Paradies gefunden....

Ich schreibe mir meistens am Abend stichpunktartig zusammen wenn ich was besonderes erlebt oder gesehen habe. Aus meinen o2 Tagen hatte ich noch ein neues Moleskine Notizbuch das ich seit Beginn der Reise mit mir  schleppe. Nachdem das erste Notizbuch vollgeschrieben ist also das neue angefangen. Ich schlage die erste Seite auf und da steht:
" 03.03.2010 - Nokia Quality Workshop: Liefern von detaillierten Fehlerbildern oder Nokia N97 bronze verspaetet sich auf KW14 "....
Etwas mehr als zwei Jahre spaeter: Der Kontrast koennte nicht groesser sein:
Ich liege im Paradies in der Haengematte, das rauschen des Meeres im Vordergrund was immer wieder mal von herunterfallenden Kokosnuessen unterbrochen wird.... Der Gedanke an irgendein Workshop mit Nokia ist ganz weit weg - nichts gegen dich David ;-) (Fuer alle die David nicht kennen, ist mein Kumpel bei Nokia...)

Nach Cartagena bin ich im 200 km entfernten Santa Marta bzw. Taganga and der kolumbianischen Karibikkueste angekommen. Ich war einen Tag hier und wollte am naechsten Tag in den Tayrona Nationalpark und von dort eigentlich auch zur verlorenen Stadt des pre-kolumbianischen Tayrona Volkes.
Nachdem ich mich mit mehreren Leuten ueber die Expedition zur Ciudad Perdida unterhalten hatte bin ich zur der Entscheidung gekommen diesen doch nicht zu machen. Der track waere 4-6 Tage gewesen und soll eigentlich sehr schoen sein. Die eigentliche Schoenheit sollen aber nicht die Ruinen sein sondern der Weg dort hin durch den Dschungel mit Seen, Fluessen und Einheimischen. Nachdem ich aber mit dem Amazonas schon das Beste an Dschungel gesehen und erlebt habe wird sich das nicht mehr toppen lassen und so spare ich mir auch die echt happigen 260 EUR Expeditionskosten... Ausserdem wollte ich ja noch in Venezuela zum Salto Angel Wasserfall, den hoechsten der Welt wo das Wasser aus fast 1km Hoehe runterfaellt - und der liegt auch mitten im Dschungel. Aber auch daraus wird nichts, dazu spaeter mehr....
Also nur der Tayrona Nationalpark ersteinmal. Am Abend bevor ich losziehe kommen in mein 8er Zimmer, das ich bisher alleine fuer mich hatte drei kolumbianer: Ein paerchen und ´ne Tussi die seit ´ner Woche zusammenreisen. Das Paerchen ist dann ziemlich schnell schlafen aber die Tussi wollte einfach nicht zum quasseln aufhoeren. Als sie erfuhr was ich am naechsten Tag machen will sagt sie dass das auch ihre Plaene sind und ob wir da nicht alle gemeinsam hin wollen - na toll dachte ich mir, aber ok - ich kann mich ja dann bei der naechsten Gelegenheit absetzen...
Um es vorwegzunehmen: Wir waren zwei Tage zusammen und es haette nicht besser sein koennen...
Das Paerchen: Sie, Valentina, junges Ding, etwas alternativ eingestellt, ´ne wahnsinnig gute Bongo trommlerin die ihre riesige Bongo ueberall mit hinschleppt. Er, César, etwa mein Alter, Musiker und Produzent wie er sich vorstellte, ´ne leicht durchgeknallte, angenehm lustige Art. Die Tussi, Marisabel: Ich bin mir absolut sicher das sie die reale Vorlage fuer Sex and the City bzw. Desperate Housewifes war: Kolumbianerin die die letzten 12 Jahre in New York, Miami und Tunesien gelebt hat, zweifache Mama. Ihr Mann leitet das Nahostgeschaeft fuer einen der grossen, westlichen Oel-Multis - schotter wie Sand am Meer und Unterwegs in der high-society mit Botschaftern usw... Sie dachte sich, sie macht mal einen auf Backpacker und reisst durch ihr eigenes Land. Und ich - geile Reisegruppe also...
Angekommen im Park erstmal ein Schockerlebniss: Ich darf meine Machete nicht in den Nationalpark mitnehmen... Alle Ueberredungsversuche und Erklaerungen: "Ohne Machete im Dschungel geht nicht, brauche ich zur Verteidigung, bin ich nur noch ein halber Mann,..." - nix hilft. Ich muss sie abgeben bis ich den Park wieder verlasse. Auch Valentina muss ihre Bongo abgeben, Laerm und Ruhestoerung der Fauna und Flora.... Ok, dann aber los: Nach einer Stunde durch Dschungel kommen wir am ersten Strand an: A traum. So muss das Paradies ausschauen - nein: Das ist das Paradies: Naturstrand, karibisches Meer, Palmen,... Von dort geht es wieder in den Dschungel, anderen Pfad zum Strand und dort ist es dann noch viel besser... Und das geht nur so weiter - wahnsinn. In der Naehe der Straende gibt es kleinere Anlagen mit Haengematten zum Uebernachten.
Letzendlich haben wir die Zeit mir Dschungeltrips, relaxen, schwimmen und abhaengen verbracht - so tiefenentspannt war ich noch nie...
Aber auch in diesem Paradies war der Apfel schon angebissen: Irgendjemand hat meine voellig durchgelatschten FlipFlops geklaut ;-)
Nach zwei Tagen trennen sich dann leider unsere Wege: Ich an der Kueste entlang nach Venezuela, meine neuen Freunde Richtung Cartagena.
Da ich an dem Tag etwas zu spaet los bin muss ich ich unterwegs einen zwischenstopp einlegen, da der naechstgroessere Ort nicht mehr zu erreichen war. Also stop in Palomino, einem kleinen Kuestendorf. Aus der einen Nacht sind vier geworden...
Ich hatte noch genug Geld fuer 5 Dosen Bier und ein Broetchen. Also eingekauft und runter zum Strand. Die Suche nach zwei Palmen fuer meine Haengematte war schnell erledigt. Nachdem ich also in der Haengematte an einem neuen Traumstrand lag hoerte ich wie um mich rum die Kokosnuesse von den Palmen runterkrachten... Ganz ehrlich, ich hatte echt bammel das mir so´n Ding auf den Kopp faellt... Ich habe dann mit meinen Dschungelkenntnissen versucht ´ne Ueberdachung zu konstruieren - aber meine selbstversuche zeigten das sie ´ner fallenden Kokosnuss nicht ganz standhalten wird ;-)
Sicherheitshalber bin ich zur Anlage La Sirena: Direkt am Strand, gefuehrt von Chris - kanadier oder ami, weiss nicht mehr genau - und habe einen ueberdachten Platz fuer meine Haengematte bekommen. Eigentlich haette ich dann am naechsten Tag los muessen, aber es war mir nicht moeglich diesen Ort zu verlassen... Aber wie gesagt ich hatte echt kein Geld mehr: Weder um den Haengemattenplatz zu bezahlen noch fuer Nahrung...
Essen war aber nicht wirklich ein Problem: Um mich herum viel staendig ´ne Kokosnuss runter und neben mir gab es Papaya und Mangos die da einfach am Baum hingen ;-)
Nachdem ich mich am Anfang ziemlich rummuehte um mit der Machete die Kokosnuss von der aeusseren Schale zu befreien und Chris das anscheinend beobachtet hatte, zeigte er mir wie man das richtig macht: Mittlerweile brauche ich etwas ueber eine Minute um die Kokosnuss verkaufsfertig zu haben ;-)
Nach einem kleinen Schwaetzchen mit Chris, unter anderem ueber meine mangelnden finanziellen Moeglichkeiten, meinte Chris: "Sammel doch die Kokosnuesse, Mangos und Papayas auf dem Platz auf - bereite sie zu und verkaufe sie an die anderen Gaeste..." Um es kurz zu machen: Meinen Lebenslauf kann ich weiter ausbauen mit neuen Kenntnissen und Fertigkeiten ;-)
Nach insgesammt vier Tagen Robinson Crusoe Leben musste ich aber weiter:
Das Ziel: Venezuela - dachte ich...
Das Problem ist folgendes: Der Entschluss fuer Venezuela hatte ich ab dem Zeitpunkt getroffen an dem fuer mich feststand das ich in Lima mit dem biken aufhoere und meinen gesamten Trip anstatt in Nicaragua in der Dominikanischen Republik ausklingen lasse. Je naeher ich aber an Venezuela kam und komme desto mehr treffe ich Leute die mir alle abraten dorthin zu gehen...
Die Sicherheitslage soll extrem gefaehrlich sein: Raub, Erpressung, Entfuehrung, Mord, Totschlag - keine Uebertreibung. Und die Infos habe ich von allen moeglichen, unterschiedlichen Leuten mitbekommen: Andere reisende die voellig ausgenommen worden sind und froh waren da raus zu sein, Venezulaner die hier in Kolumbien arbeiten und nicht mal selbst zurueckkehren um ihre Familien zu besuchen.
Zum Schluss traf ich Paul, einen Journalisten aus Irland der 15 Monate in Venezuela gelebt hat, gerade ein Buch ueber die Situation in Venezuela geschrieben hat und vor ´nem Mordanschlag gerade noch so fliehen konnte...
Das alles fuehrt zur naechsten Planaenderung - das ist das grossartige am plan "losen" reisen und es faellt mir immer leichter danach Sgt. Hannibal Smith vom A-Team zu zitieren: "Ich liebe es wenn ein Plan funktioniert..." ;-)

Nachdem ich alle Moeglichkeiten guenstig von Kolumbien nach DomRep zu kommen analysiert habe ist das der Plan:
Morgen frueh um 8:30 Uhr geht ein Containerschiff von Santa Marta nach Cartagena und von dort aus nach Port-au-Prince in Haiti - und von dort sind es nur noch 6-7 Stunden zur domikanischen Grenze - und das ganze fuer 100 US$...
Gut, die Sicherheitslage in Haiti ist, besonders nach dem Erdbeben von vor zwei Jahren, nicht  besser als in Venezuela aber da muss ich jetzt durch... Die Ueberfahrt dauert gute 3 Tage - wenn alles also so klappt wie ich mir das vorstelle bin ich in 4-5 Tagen in der DomRep und melde mich dann von dort wieder.

Bis bald Freunde der Sonne oder wie der gemeine, spanischsprachige Einheimische sagen wuerde:
Hasta pronto amigos del sol ;-)


 Hammaaa odaaaa ?

César y Valentina...

Na wo bleiben die denn? 

Marisabel auf der Suche nach innerem (und aeusserem) Gleichgewicht ...

 Hola chicas ;-)

Und weiter geht die Suche nach den Paradiesen.... 

So sieht es ueberall aus wenn man aus dem Dschungel kommt... 

 Tres columbianos...

Lecker... 

 Was will man mehr ?

Robinson Umut Crusoe... 

Kleiner Strandspaziergang halt ;-)

Und ein nettes Abschiedsphoto zum Abschluss...

Mein Verkaufsstand: Halbe Kokosnuss fuer 3000 Peso, halbe Mango fuer 5000 Peso ;-)

Und hier "ernte" ich alles ;-) 

A bisserl Erholung muss halt auch mal sein nach getaener Arbeit...

Gibt´s was besseres ? 

Und weiter geht die Reise: Mit Machete und Panfloete auf der Suche nach dem Glueck... 

Gehoert zwar nicht zu den Urlaubsbildern aber ich fand das ganz lustig ;-)



10. Mai 2012

Stadtreisen sind einfach nix: Zurueck in den Dschungel...

Mein neuer look hat ja richtig Wellen geschlagen bei euch - aber auch hier wird eher auf die andere Strassenseite gewechselt wenn man mich mit Rucksack, Panflöte und Machete kommen sieht ; -)
Und den gringo bzw. blanco nimmt man mir auch nicht mehr ab - werde eher für einen Venezulaner oder Kolumbianer gehalten... bis man mich sprechen hört....

Beim letzten blog Eintrag war ich gerade in Cali gelandet. Naja was soll ich sagen: Industriestadt - wobei die Industrie sich auf den Export von Kokain und Import von Silikon beschränkt. Und nach dem  arbeiten wird ausgiebig in den Salsa Clubs gefeiert und das zieht extrem viele feierwütige Touris hierher ... Nach zwei Tagen wars daher auch ausreichend und ich bin nach Medellin gestoppt. Das klappt eigentlich ganz gut hier. Das einzige Problem ist das man zum stoppen eine strategisch geeignete Stelle finden muss und diese sind halt meistens eher ausserhalb der Stadt und um dahin zu gelangen muss man durch Gegenden die das Wohlfuehlbefinden nicht unbedingt steigern...
Aber da kommt besagter Bart, Panflöte und griffbereite Machete zum tragen ;-)
Mit dem Bus dauert die Fahrt gute 9 Stunden, ich bin nach 5 x Umsteigen und 14 Stunden am Ziel - geht eigentlich, in Deutscheland geht das auch nicht viel schneller (nur zur Info für alle dich nicht regelmäßig durch die Gegend als Anhalter unterwegs sind...)
Dann also Medellin: Die ehemals gefährlichste Stadt der Welt soll mittlerweile ziemlich sicher sein - dachte ich. Der erste Typ den ich im Hostel treffe, ein junger Ami jemenitisch-indischer Abstammung der seit 5 Monaten in Medellin abhängt weil feiern und chicas sein Ding sind, erzählt mir das seit einigen Monaten ein paar Motarradfahrer vor den bekannten Hostels mit geladener Waffe die Leute ausnehmen - Um es vorwegzunehmen: Ich habe es sicher überstanden...
Medellin ist eigentlich ähnlich wie Cali - nur das nach Pablo Escobars Tod der Kokainhandel nun eben vom Cali-Kartell betrieben wird und nicht mehr hier...
Dafür florieren  jetzt die Pablo Touren: Gezeigt werden einige Gebäude in denen gedealt, gefeiert und Geld gewaschen wurde, sein Haus auf dessen Dach er erschossen wurde und sein Grab. Nix besonderes, ausser folgenden interessanten Infos:
1. Er war so reich das er mal der Regierung anbot die Auslandsschulden von mehreren Milliarden US$ zu übernehmen wenn man ihn weitermachen lässt ...
2. In Medellin sind die Häuser meistens grau oder in Ziegelfarben - Pablos Häuser ausnahmslos schneeweiss - ein wenig Statement muss halt sein..
3. Dank Pablo gibt es freilebende Hippos auch ausserhalb von Afrika... Pablo hatte anscheinend einen richtig großen Privatzoo. Als nach dessen Tod alles in Staatseigentum überging wurden bis auf die Hippos alle Tiere auf öffentliche Zoos verteilt. Die zwei drei Hippos waren den aufraeumern aber zu gefährlich zum fangen und transportiern und man dachte die gehen ohne menschliche Hilfe einfach ein und liesen sie daher zurueck...
Jetzt leben ungefaehr 40 Nilpferde in den Amazonasauslaeufern und vermehren sich schoen weiter...
4. Unter den Pablo Anhaengern wird daran geglaubt das er mit Elvis und Marylin Monroe und neustem auch Michael Jackson auf einer geheimen Insel lebt...

Ansonsten habe ich hier im Hostel Hartwick aus Kiel kennengelernt. Im Gegensatz zu den ganzen Partytouristen ein ganz netter, umgaenglicher Typ mit dem man auch was unternehmen kann.
Zusammen sind wir in ein grosses Seengebiet um Medellin gefahren. Anscheinend wurde die ganze Seenlandschaft kuenstlich angelegt ist und 70 Prozent des landesweiten Strombedarfs werden durch die Seen gedeckt. Die Hauptattraktion ist ein ca. 150 Meter hoher Granitfelsen, der so gar nicht in die Landschaft passt, aber hier halt steht. In den Brocken sind um die 700 Stufen reingeschlagen und man hat von oben eine ganz nette Aussicht.
Nach dem Abstieg ging es mit einem kalten Bier im Highend-TukTuk in das naechste Touristendorf. Ganz ansehnlich gemacht mit bunten Haeusern mit noch bunteren Verzierungen - sieht aber extrem kuenstlich alles aus. An den Wochenenden soll es eine Touristenflut aus Medellin geben aber unter der Woche war absolut tote Hose: Wir und vielleicht 5 andere hierhin verirrte Touris...Da alles hier schoen am See liegt, boomt alles was mit Bootsausfluegen und Wasserfortbewegungsmitteln zu tun hat. Da es auch Jet-Skis gab, mal den Preis in Erfahrung bringen: 180 US$ die Stunde.... Geht´s noch? Dann halt nicht.
Nachdem wir uns ein wenig das Dorf angeschaut haben, durch die kleinen Gassen geschlurft sind, versucht uns am Ufer wieder jemand ´ne Bootstour zu verkaufen. Da er auch ein Jet-Skis hat: Kurz gefragt, und: 50.000 kolumbianische Pesos = knappe 20 EUR: fuer beide. Top. Schoen also noch mit Jet-Skis auf dem See die Runden gedreht. Abends noch ein paar Bier, und am naechsten Tag ging es auch schon nach Cartagena weiter...
Ja genau die Stadt in der vor ein paar Wochen Obamas Secret Services und die US Marines ein wenig gefeiert haben ;-)
Die Anreise war dann wieder einmal etwas chaotisch...
Nachdem beim Preis zwischen Flug und Bus nur ca. 22 EUR Unterschied waren und stoppen auf der verregneten Strecke nicht in Frage kam, war die Entscheidung nicht so schwer: Online Flugticket gekauft fuer naechsten morgen um 9:40 Uhr. Nachdem der Flughafen nur 20 Minuten entfernt ist, den Wecker auf 8 Uhr gestellt: Duschen, Fruehstuecken und los. Mit Bart, Rucksack, Panfloete und Machete habe ich in der morgendlichen Rushhour keine Platzprobleme im Bus – nur irritierte, aengstliche Blicke ;-)
Kurz vor 9 Uhr im Flughafen und ab zum Check-In: „No Senor, otra Aeropuerto“
WTF – anderer Flughafen?
Wer soll denn auch ahnen das ein Inflandsflug vom Internationalen Flughafen geht und nicht vom kleineren, nationalen Flughafen?
40 Minuten zum Abflug, 40 km entfernt und die Fahrt dauert deutlich laenger als 40 Minuten... Kurzer Anruf im richtigen Flughafen: Mein Flug hat Verspaetung – vielleicht geht ja nach was: Also ab zum naechsten Taxi und die Zahl 40 verfolgt mich weiter: 40.000 kolumbianische Peso, ca. 16 EUR – ganz schoen happig... Aber hilft ja nix und mein Fahrer hat verstanden: Also vollgas. Nach einer nicht ganz entspannten Fahrt kurz nach 10 Uhr am Flughafen und direkt zu den Monitoren mit den Abflugszeiten: Mein Flug geht gegen 11:30 Uhr - mucho tiempo....

Und dann Cartagena:
Ich kann allen Berichten zustimmen: Cartagena ist wahrscheinlich die schoenste Stadt in Suedamerika; zumindest der historische Teil der Stadt: Wenn man auf den karibischen Kolonialstil mit ihren bunten Haeusern steht – unbedingt herkommen. Dadurch das alles UNESCO Weltkulturerbe ist wird einges fuer Erhalt und Pflege der alten Gebaede gemacht. Sobald man aber die schoene Fassade verlaesst und in die aeusseren Stadtbezirke geht ist es leider wie in jeder anderen groesseren Stadt in LATAM: Krasse Unterschiede zwischen reich und arm.
Ein paar Tage die Stadt und den Strand genossen und dann so schnell wie moeglich raus da. Es gibt ca. 50 km entfernt einen kleinen Vulkan: ca. 20 Meter hoch, spuckt aber kein Lava sondern nur Schlamm und man kann im Krater rein steigen. Also wieder gute 10 km sich aus dem slumguertel der Stadt quaelen um einen geeigneten Platz zum stoppen zu finden - und auch jetzt: Gelernt ist gelernt: Keine 5 Minuten spaeter und ich werde mitgenommen und bin auf dem Weg zum Schlammbad...


Jetzt mal zu den aktuellen Schattenseiten:

Ganz ehrlich, ich vermisse die Zeit des bikens... Nicht unbedingt die Bergaufstrecken aber alles andere: Das einfach in der weite Suedamerikas alleine fahren, anhalten wo immer man will, die Suche nach dem idealen Zeltplatz, das camping in freier Natur,...
Ok, als ich die letzten Wochen am Amazonas war, war das alles sehr aehnlich: Bootstour statt Fahrrad, Haengematte statt Zelt – aber der selbe Grundgedanke dahinter.
Aber seit ich jetzt als „normaler“ Backpacker von Hostel zu Hostel ziehe merke ich dass das nicht ganz mein Ding ist...
Die Hostels sind groestenteils mit jungen Touris bevoelkert die eher am Nachtleben und Feiern interessiert sind als an Land, Leute und Kultur...
Nun, der ein oder andere wird jetzt sagen: Top, da ist der Umut ja in seinem Element...
Ehrlich, bis vor kurzem haette ich da auch zugestimmt, aber mir geht es richtig auf den  s..  kecks. Staendig das oberflaechliche, vorpubertaere party gequatsche mit Leuten die man zwei Tage spaeter sowieso nicht mehr sieht...
Es ist dann doch ein Unterschied ob ich mit meinen Freunden feiere oder halt nicht... Natuerlich gibt es ausnahmen wie Hartwick aus Kiel oder vereinzelt andere, aber ....
Aus diesem Grund habe ich entschieden ab sofort die ganzen Touristaedte zu meiden und an der kolumbianischen Karibikkueste zu reisen bis nach Venezuela. Die Kueste soll zwar auch sehr tourilastig sein aber ich bin mir sicher das ich irgendwo am Strand ein paar abgelegene Palmen finden werde wo ich meine Haengematte aufspannen kann... Naechstes Ziel ist Taganga, ein kleines Fischerdoerfchen von wo man aus in den Tayrona Nationalpark reisen kann und sich dort auf die Suche nach der Ciudad Perdida, der verlorenen Stadt im Dschungel machen kann – die Machete immer griffbereit ;-)

Granitblock der gar nicht in die restliche Landschaft passt...

Zusammen mit Hartwick auf dem brocken...

Und da ging es rauf ...

Vor dem wochenendlichen Besucheransturm etwas ruhiger - aber sieht doch ganz nett aus...

"Und den Typen giesst ihr in Beton und versenkt den gleich hier ..."

Der Eingang in die historische Altstadt von Cartagena.

Kurzer Blick in die Altstadt....

und nocheinmal...

Die Indianerin von Catalina - das Wahrzeichen von Cartagena

Da oben gibt¨s gleich ein Schlammbad...

... das Resultat ;-)

Einsames bike am Strassenrand - sollte ich doch eher weiterradln...

Die Attraktion schlechthin wenn irgendein blanco zum Essen kommt der dort eigentlich nicht sein sollte....

Alles klar ;-)

Panaromasicht von Cartagena

Grossstadt hin oder her - man kommt auch mit Esel vorwaerts...

Und essen gibts auch ab und an...

Rastafari Jon - von ihm lernte ich auch die Handwerkskunst von bunten Armbaendern - so langsam kann ich zuhause tatsaechlich durch die Fussgaengerzonen tingeln und neben Panfloete spielen jetzt auch Armbaender verkaufen ;-)