16. Mai 2012

Ich habe das Paradies gefunden....

Ich schreibe mir meistens am Abend stichpunktartig zusammen wenn ich was besonderes erlebt oder gesehen habe. Aus meinen o2 Tagen hatte ich noch ein neues Moleskine Notizbuch das ich seit Beginn der Reise mit mir  schleppe. Nachdem das erste Notizbuch vollgeschrieben ist also das neue angefangen. Ich schlage die erste Seite auf und da steht:
" 03.03.2010 - Nokia Quality Workshop: Liefern von detaillierten Fehlerbildern oder Nokia N97 bronze verspaetet sich auf KW14 "....
Etwas mehr als zwei Jahre spaeter: Der Kontrast koennte nicht groesser sein:
Ich liege im Paradies in der Haengematte, das rauschen des Meeres im Vordergrund was immer wieder mal von herunterfallenden Kokosnuessen unterbrochen wird.... Der Gedanke an irgendein Workshop mit Nokia ist ganz weit weg - nichts gegen dich David ;-) (Fuer alle die David nicht kennen, ist mein Kumpel bei Nokia...)

Nach Cartagena bin ich im 200 km entfernten Santa Marta bzw. Taganga and der kolumbianischen Karibikkueste angekommen. Ich war einen Tag hier und wollte am naechsten Tag in den Tayrona Nationalpark und von dort eigentlich auch zur verlorenen Stadt des pre-kolumbianischen Tayrona Volkes.
Nachdem ich mich mit mehreren Leuten ueber die Expedition zur Ciudad Perdida unterhalten hatte bin ich zur der Entscheidung gekommen diesen doch nicht zu machen. Der track waere 4-6 Tage gewesen und soll eigentlich sehr schoen sein. Die eigentliche Schoenheit sollen aber nicht die Ruinen sein sondern der Weg dort hin durch den Dschungel mit Seen, Fluessen und Einheimischen. Nachdem ich aber mit dem Amazonas schon das Beste an Dschungel gesehen und erlebt habe wird sich das nicht mehr toppen lassen und so spare ich mir auch die echt happigen 260 EUR Expeditionskosten... Ausserdem wollte ich ja noch in Venezuela zum Salto Angel Wasserfall, den hoechsten der Welt wo das Wasser aus fast 1km Hoehe runterfaellt - und der liegt auch mitten im Dschungel. Aber auch daraus wird nichts, dazu spaeter mehr....
Also nur der Tayrona Nationalpark ersteinmal. Am Abend bevor ich losziehe kommen in mein 8er Zimmer, das ich bisher alleine fuer mich hatte drei kolumbianer: Ein paerchen und ´ne Tussi die seit ´ner Woche zusammenreisen. Das Paerchen ist dann ziemlich schnell schlafen aber die Tussi wollte einfach nicht zum quasseln aufhoeren. Als sie erfuhr was ich am naechsten Tag machen will sagt sie dass das auch ihre Plaene sind und ob wir da nicht alle gemeinsam hin wollen - na toll dachte ich mir, aber ok - ich kann mich ja dann bei der naechsten Gelegenheit absetzen...
Um es vorwegzunehmen: Wir waren zwei Tage zusammen und es haette nicht besser sein koennen...
Das Paerchen: Sie, Valentina, junges Ding, etwas alternativ eingestellt, ´ne wahnsinnig gute Bongo trommlerin die ihre riesige Bongo ueberall mit hinschleppt. Er, César, etwa mein Alter, Musiker und Produzent wie er sich vorstellte, ´ne leicht durchgeknallte, angenehm lustige Art. Die Tussi, Marisabel: Ich bin mir absolut sicher das sie die reale Vorlage fuer Sex and the City bzw. Desperate Housewifes war: Kolumbianerin die die letzten 12 Jahre in New York, Miami und Tunesien gelebt hat, zweifache Mama. Ihr Mann leitet das Nahostgeschaeft fuer einen der grossen, westlichen Oel-Multis - schotter wie Sand am Meer und Unterwegs in der high-society mit Botschaftern usw... Sie dachte sich, sie macht mal einen auf Backpacker und reisst durch ihr eigenes Land. Und ich - geile Reisegruppe also...
Angekommen im Park erstmal ein Schockerlebniss: Ich darf meine Machete nicht in den Nationalpark mitnehmen... Alle Ueberredungsversuche und Erklaerungen: "Ohne Machete im Dschungel geht nicht, brauche ich zur Verteidigung, bin ich nur noch ein halber Mann,..." - nix hilft. Ich muss sie abgeben bis ich den Park wieder verlasse. Auch Valentina muss ihre Bongo abgeben, Laerm und Ruhestoerung der Fauna und Flora.... Ok, dann aber los: Nach einer Stunde durch Dschungel kommen wir am ersten Strand an: A traum. So muss das Paradies ausschauen - nein: Das ist das Paradies: Naturstrand, karibisches Meer, Palmen,... Von dort geht es wieder in den Dschungel, anderen Pfad zum Strand und dort ist es dann noch viel besser... Und das geht nur so weiter - wahnsinn. In der Naehe der Straende gibt es kleinere Anlagen mit Haengematten zum Uebernachten.
Letzendlich haben wir die Zeit mir Dschungeltrips, relaxen, schwimmen und abhaengen verbracht - so tiefenentspannt war ich noch nie...
Aber auch in diesem Paradies war der Apfel schon angebissen: Irgendjemand hat meine voellig durchgelatschten FlipFlops geklaut ;-)
Nach zwei Tagen trennen sich dann leider unsere Wege: Ich an der Kueste entlang nach Venezuela, meine neuen Freunde Richtung Cartagena.
Da ich an dem Tag etwas zu spaet los bin muss ich ich unterwegs einen zwischenstopp einlegen, da der naechstgroessere Ort nicht mehr zu erreichen war. Also stop in Palomino, einem kleinen Kuestendorf. Aus der einen Nacht sind vier geworden...
Ich hatte noch genug Geld fuer 5 Dosen Bier und ein Broetchen. Also eingekauft und runter zum Strand. Die Suche nach zwei Palmen fuer meine Haengematte war schnell erledigt. Nachdem ich also in der Haengematte an einem neuen Traumstrand lag hoerte ich wie um mich rum die Kokosnuesse von den Palmen runterkrachten... Ganz ehrlich, ich hatte echt bammel das mir so´n Ding auf den Kopp faellt... Ich habe dann mit meinen Dschungelkenntnissen versucht ´ne Ueberdachung zu konstruieren - aber meine selbstversuche zeigten das sie ´ner fallenden Kokosnuss nicht ganz standhalten wird ;-)
Sicherheitshalber bin ich zur Anlage La Sirena: Direkt am Strand, gefuehrt von Chris - kanadier oder ami, weiss nicht mehr genau - und habe einen ueberdachten Platz fuer meine Haengematte bekommen. Eigentlich haette ich dann am naechsten Tag los muessen, aber es war mir nicht moeglich diesen Ort zu verlassen... Aber wie gesagt ich hatte echt kein Geld mehr: Weder um den Haengemattenplatz zu bezahlen noch fuer Nahrung...
Essen war aber nicht wirklich ein Problem: Um mich herum viel staendig ´ne Kokosnuss runter und neben mir gab es Papaya und Mangos die da einfach am Baum hingen ;-)
Nachdem ich mich am Anfang ziemlich rummuehte um mit der Machete die Kokosnuss von der aeusseren Schale zu befreien und Chris das anscheinend beobachtet hatte, zeigte er mir wie man das richtig macht: Mittlerweile brauche ich etwas ueber eine Minute um die Kokosnuss verkaufsfertig zu haben ;-)
Nach einem kleinen Schwaetzchen mit Chris, unter anderem ueber meine mangelnden finanziellen Moeglichkeiten, meinte Chris: "Sammel doch die Kokosnuesse, Mangos und Papayas auf dem Platz auf - bereite sie zu und verkaufe sie an die anderen Gaeste..." Um es kurz zu machen: Meinen Lebenslauf kann ich weiter ausbauen mit neuen Kenntnissen und Fertigkeiten ;-)
Nach insgesammt vier Tagen Robinson Crusoe Leben musste ich aber weiter:
Das Ziel: Venezuela - dachte ich...
Das Problem ist folgendes: Der Entschluss fuer Venezuela hatte ich ab dem Zeitpunkt getroffen an dem fuer mich feststand das ich in Lima mit dem biken aufhoere und meinen gesamten Trip anstatt in Nicaragua in der Dominikanischen Republik ausklingen lasse. Je naeher ich aber an Venezuela kam und komme desto mehr treffe ich Leute die mir alle abraten dorthin zu gehen...
Die Sicherheitslage soll extrem gefaehrlich sein: Raub, Erpressung, Entfuehrung, Mord, Totschlag - keine Uebertreibung. Und die Infos habe ich von allen moeglichen, unterschiedlichen Leuten mitbekommen: Andere reisende die voellig ausgenommen worden sind und froh waren da raus zu sein, Venezulaner die hier in Kolumbien arbeiten und nicht mal selbst zurueckkehren um ihre Familien zu besuchen.
Zum Schluss traf ich Paul, einen Journalisten aus Irland der 15 Monate in Venezuela gelebt hat, gerade ein Buch ueber die Situation in Venezuela geschrieben hat und vor ´nem Mordanschlag gerade noch so fliehen konnte...
Das alles fuehrt zur naechsten Planaenderung - das ist das grossartige am plan "losen" reisen und es faellt mir immer leichter danach Sgt. Hannibal Smith vom A-Team zu zitieren: "Ich liebe es wenn ein Plan funktioniert..." ;-)

Nachdem ich alle Moeglichkeiten guenstig von Kolumbien nach DomRep zu kommen analysiert habe ist das der Plan:
Morgen frueh um 8:30 Uhr geht ein Containerschiff von Santa Marta nach Cartagena und von dort aus nach Port-au-Prince in Haiti - und von dort sind es nur noch 6-7 Stunden zur domikanischen Grenze - und das ganze fuer 100 US$...
Gut, die Sicherheitslage in Haiti ist, besonders nach dem Erdbeben von vor zwei Jahren, nicht  besser als in Venezuela aber da muss ich jetzt durch... Die Ueberfahrt dauert gute 3 Tage - wenn alles also so klappt wie ich mir das vorstelle bin ich in 4-5 Tagen in der DomRep und melde mich dann von dort wieder.

Bis bald Freunde der Sonne oder wie der gemeine, spanischsprachige Einheimische sagen wuerde:
Hasta pronto amigos del sol ;-)


 Hammaaa odaaaa ?

César y Valentina...

Na wo bleiben die denn? 

Marisabel auf der Suche nach innerem (und aeusserem) Gleichgewicht ...

 Hola chicas ;-)

Und weiter geht die Suche nach den Paradiesen.... 

So sieht es ueberall aus wenn man aus dem Dschungel kommt... 

 Tres columbianos...

Lecker... 

 Was will man mehr ?

Robinson Umut Crusoe... 

Kleiner Strandspaziergang halt ;-)

Und ein nettes Abschiedsphoto zum Abschluss...

Mein Verkaufsstand: Halbe Kokosnuss fuer 3000 Peso, halbe Mango fuer 5000 Peso ;-)

Und hier "ernte" ich alles ;-) 

A bisserl Erholung muss halt auch mal sein nach getaener Arbeit...

Gibt´s was besseres ? 

Und weiter geht die Reise: Mit Machete und Panfloete auf der Suche nach dem Glueck... 

Gehoert zwar nicht zu den Urlaubsbildern aber ich fand das ganz lustig ;-)



4 Kommentare:

  1. ich war erst letztes Jahr in Venezuela. Wenn man dort keine Kontakte hat dann würde ich echt auch nicht hingehen. Gute Entscheidung, obwohl es ein wunderschönes Land ist!

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  2. Stefanie Geier17. Mai 2012 um 13:39

    Viel Erfolg bei deiner Suche Liebe Grüße :-)

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  3. David Akinjise17. Mai 2012 um 13:39

    Ich vermisse Dich auch... :-)

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  4. Sersen Umut,

    leider bin ich erst heute dazu gekommen, Deinen Bericht zu lesen. Ich kann auch nur sagen, gute Entscheidung nicht nach Venezuela zu gehen. In einem Artikel der GEO vor einem halben Jahr, ist Caracas zur gefährlichsten Stadt der Welt gekürt worden. Ich hoffe, Du bist gut in der Dom.Rep. angekommen... greetz Stefan G.

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