27. Mai 2012

Last Exit: Cabarete

So langsam neigt sich mein Aussteigerleben tatsaechlich dem Ende zu... Das Ziel war es immer gewesen einen schoenen Platz in der Karibik zu finden und dort noch zwei Monate nach dem Motto Viva La Vida zu verbringen - And the winner is: Cabarete an der dominikanischen Nordkueste.
Die Anreise war eigentlich unspannender als erwartet: Von Kolumbien aus bin ich mit einem Frachter in gut 4 Tagen in der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince angekommen. Die Einreiseformalitaeten werden neben dem haitianischen Zoll auch von UN-Blauhelmsoldaten durchgefuehrt - und fuer diese war es etwas verwirrend das von einem Gueterfrachter auch irgendein Tourist mit Rucksack einreisen will... Mir wurde dann nahegelegt mich schnellstmoeglich in den naechsten Bus zu setzten und in die DomRep auszureisen - gesagt getan: Drei Stunden spaeter sass ich dann auch im Bus. Das wenige was ich sehen konnte ist dass das Erdbeben von Januar 2010 immer noch seine Spuren zeigt: Ueberall liegen immer noch Schutt und eingefallene Haueser herum - auf die Idee aufzuraeumen kommt man anscheinend nicht. 70 % der Menschen die bei dem Erdbeben alles verloren hatten und in UN Zeltstaetten untergekommen waren leben nach 2.5 Jahren immer noch in den Behelfsunterkuenften. Der Eindruck ist das man selbst nichts machen muss sondern die Hilfe von aussen kommen muss - so sieht halt verfehlte Politik fuer Hilfsleistungen aus, leider...

Dann also Dominikanische Republik. Nach 12 Stunden Busfahrt bin ich dann in der Hauptstadt Santo Domingo angekommen: Hier der naechste Kulturschock: Am Tag meiner Ankunft waren Praesidetschaftswahlen - das Ganze laeuft ein wenig anders ab als in Deutschland: Es ist wie eine Mischung aus Karneval und Love Parade: Ueberall feiernde, schreiende Menschen die mit den jeweiligen Fahnen der Parteien bewaffnet durch die Strassen ziehen, Umzugswagen mit riesigen Lautsprechern aus denen nicht-aushaltbar laute Musik donnert...
Und ich mittendrin mit Rucksack und Machete: Ganz ehrlich, ist kein Spass gewesen und an ´ne Unterkunft zu denken voellig fehl am Platz. Also zurueck zum Busterminal und ´ne Stunde spaeter sass ich dann im Bus an die Nordkueste nach Sosua, ca. 10km von meinem Zielort entfernt. Nach guten 4 Stunden bin ich dann in Sosua angekommen mit dem Ziel so schnell wie moeglich ´ne Sportsbar zu finden und das CL Finale anzuschauen - es war Sonntag... Ich war felsenfest davon ueberzeugt dass das Finale immer an einem Sonntag steigt - wer konnte denn ahnen dass das Desaster schon einen Tag vorher gelaufen war - keine weiteren Kommentare mehr dazu...
An dem Tag habe ich mich dann dazu entschieden in Sosua zu bleiben und erst am naechsten Tag nach Cabarete zu fahren. Also Unterkunft suchen: Ich bin dann in ´ner Seitenstrasse auf ein etwas heruntergekommenes Hotelschild gestossen - mal fragen: Wollte die doch tatsaechlich 20 US$ haben - geht´s noch? Nach ein wenig Diskussion hatte ich sie dann soweit das ich fuer 6 Dollar ein Zimmer bekommen habe. Das Zimmer: Superschaebig, aber hey: So what - hab schon schlimmeres gesehen.
Am Abend stellte sich dann heraus dass das Hotel die Unterkunft von den hiesigen Prostituierten ist: Hola chico, need a massage? need fun? Und das die ganze Zeit durch...
Fuer alle die Sosua nicht kennen:
Sosua ist "das" deutsche Aussteigerziel in der Karibik: Ueberall deutsche Geschaefte, Bars, Baeckereien, Metzgereien, usw... Und das Ziel von Sextouristen: Ganz ehrlich, es ist echt widerlich die ganzen alten, verschrumpelten Touristen in ihren Sandalen mit weissen Tennissocken look zu sehen die Arm-in-Arm mit den jungen Maedels abhaengen...
Am naechsten Tag bin ich dann auch gleich weiter nach Cabarete: Hatte schon vorher fuer einige Tage in einem Hostel reserviert, von dort wollte ich mir den oertlichen Mietmarkt anschauen und fuer zwei Monate was guenstiges mieten. Und dann komme ich in das Hostel: Direkt am Meer, staendig ´ne kuehle Brise, kleiner Pool und mit Brenda eine supernette, auf eine angenehme Art durchgeknallte dominikanerin die fuer Ordnung sorgt und die gerne mal lautstark auch singt...
Von der location her geht es eigentlich nicht besser: Ein weiteres Paradies gefunden - freu :-)
Die Entscheidung ist also relativ schnell gefallen meine letzten 7 Wochen hier zu verbringen obwohl es etwas teurer ist als geplant...
Dann stellte sich aber heraus dass die ganze Anlage einem deutschen gehoert und von einem anderen deutschen, Thomas, praktisch verwaltet wird. Er hat das ganze mit gebaut und kuemmert sich darum das alles funktioniert - und er ist der Freund von Brenda. Er unterbreitete mir dann das Angebot dort fuer monatlich 150 US$ zu bleiben: Besser kann es doch gar nicht sein :-)
Von Thomas bekomme ich auch die ganzen vor-ort Kontakte vermittelt und so habe ich gleich nachher meinen vierten Kite-Surf Tag...
Ansonsten versuche ich mich so langsam daran wieder einen geregelten Tagesablauf hinzubekommen - ich weiss eigentlich seit Monaten nicht welcher Wochentag immer ist...
Aufstehen - Joggen am Strand danach etwas planschen im Meer - Fruehstueck - Kiten - Sonnen und dabei ein wenig spanisch lernen - Abendessen - Bier - Haengematte - Feierabend....
Das Leben kann ganz schoen stressig sein :-)


Noch etwas in eigener Sache:
Falls mir jemand von euch ueber Facebook oder Email an umut@gmx.li in letzter Zeit etwas geschickt hat und sich wundert das von mir nichts kommt: Irgendjemand hat sich in meinen Facebook Account und meine GMX Adresse gehackt ( oder ich habe vergessen mich irgendwo auszuloggen...) - auf jedenfall sind beide Accounts gesperrt und ich habe sie bisher auch nicht entsperren koennen... Die Sicherheitsfragen weiss ich nicht mehr und neues Passwort wird halt an die GMX Adresse geschickt - Henne-Ei Problem mal anders...
Auf der einen Seite: Hey ich vermisse nix ;-)
Aber mal im Ernst: Wenn jemand mir was geschickt hatte oder immer noch schicken will, bitte ab sofort nur noch meine Google Emailadresse benutzten: umut.harmancioglu@gmail.com


Und noch etwas:
Bis zu dem Zeitpunkt an dem ich nach Kolumbien eingereist bin war ich fast 5 Monate auf der Suedhalbkugel der Erde unterwegs: Von fast-Feuerland bis zum Amazonas. Und auch wenn ich vieles bis dahin gesehen hatte:
Es gibt nur einen Stern des Suedens: So war es und so ist es und so wird es immer sein!


Nur mal ein kurzer Einblick fuer euch was ich morgens immer so sehen werde die naechsten 7 Wochen....

Gelernt ist gelernt - Bekomme ich eigentlich Probleme wenn ich in Zukunft mit Machete durch Muenchen laufe :-)

 Morgens um halbzehn in der domrep: Knoppers. Pardon: Kokosnuss...

4 Kommentare:

  1. Schön, dass du den wahren Fokus nicht verloren hast! Genieß die Zeit und ich freu mich auf Biergarten, Obazta und Machete mit dir

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  2. Ja Mann....Cabarete!!! Bin voller Neid. Genieß deine letzten Wochen im Paradies. Freuen uns schon auf dein Comeback aber bis dahin maximales Entspannen

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  3. Selam Umut,
    wünsche dir auch entspannte letzte Wochen, obwohl das Bier bestimnt nicht so gut schmeckt, wie hier bei uns. Aber ich glaube, es lässt sich trotzdem sehr gut aushalten. :-) Freuen uns auf deine Rückkehr.

    Selamlar,
    Ismet

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  4. Sersen Umut,
    kann mich nur den vorschreibern anschliessen, freue mich auch auf Deine Rückkehr und auf den Biergarten oder englischen Garten mit Geschichten aus Deinem letztem halben Jahr. :-)
    Greetz
    Stefan

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