10. Mai 2012

Stadtreisen sind einfach nix: Zurueck in den Dschungel...

Mein neuer look hat ja richtig Wellen geschlagen bei euch - aber auch hier wird eher auf die andere Strassenseite gewechselt wenn man mich mit Rucksack, Panflöte und Machete kommen sieht ; -)
Und den gringo bzw. blanco nimmt man mir auch nicht mehr ab - werde eher für einen Venezulaner oder Kolumbianer gehalten... bis man mich sprechen hört....

Beim letzten blog Eintrag war ich gerade in Cali gelandet. Naja was soll ich sagen: Industriestadt - wobei die Industrie sich auf den Export von Kokain und Import von Silikon beschränkt. Und nach dem  arbeiten wird ausgiebig in den Salsa Clubs gefeiert und das zieht extrem viele feierwütige Touris hierher ... Nach zwei Tagen wars daher auch ausreichend und ich bin nach Medellin gestoppt. Das klappt eigentlich ganz gut hier. Das einzige Problem ist das man zum stoppen eine strategisch geeignete Stelle finden muss und diese sind halt meistens eher ausserhalb der Stadt und um dahin zu gelangen muss man durch Gegenden die das Wohlfuehlbefinden nicht unbedingt steigern...
Aber da kommt besagter Bart, Panflöte und griffbereite Machete zum tragen ;-)
Mit dem Bus dauert die Fahrt gute 9 Stunden, ich bin nach 5 x Umsteigen und 14 Stunden am Ziel - geht eigentlich, in Deutscheland geht das auch nicht viel schneller (nur zur Info für alle dich nicht regelmäßig durch die Gegend als Anhalter unterwegs sind...)
Dann also Medellin: Die ehemals gefährlichste Stadt der Welt soll mittlerweile ziemlich sicher sein - dachte ich. Der erste Typ den ich im Hostel treffe, ein junger Ami jemenitisch-indischer Abstammung der seit 5 Monaten in Medellin abhängt weil feiern und chicas sein Ding sind, erzählt mir das seit einigen Monaten ein paar Motarradfahrer vor den bekannten Hostels mit geladener Waffe die Leute ausnehmen - Um es vorwegzunehmen: Ich habe es sicher überstanden...
Medellin ist eigentlich ähnlich wie Cali - nur das nach Pablo Escobars Tod der Kokainhandel nun eben vom Cali-Kartell betrieben wird und nicht mehr hier...
Dafür florieren  jetzt die Pablo Touren: Gezeigt werden einige Gebäude in denen gedealt, gefeiert und Geld gewaschen wurde, sein Haus auf dessen Dach er erschossen wurde und sein Grab. Nix besonderes, ausser folgenden interessanten Infos:
1. Er war so reich das er mal der Regierung anbot die Auslandsschulden von mehreren Milliarden US$ zu übernehmen wenn man ihn weitermachen lässt ...
2. In Medellin sind die Häuser meistens grau oder in Ziegelfarben - Pablos Häuser ausnahmslos schneeweiss - ein wenig Statement muss halt sein..
3. Dank Pablo gibt es freilebende Hippos auch ausserhalb von Afrika... Pablo hatte anscheinend einen richtig großen Privatzoo. Als nach dessen Tod alles in Staatseigentum überging wurden bis auf die Hippos alle Tiere auf öffentliche Zoos verteilt. Die zwei drei Hippos waren den aufraeumern aber zu gefährlich zum fangen und transportiern und man dachte die gehen ohne menschliche Hilfe einfach ein und liesen sie daher zurueck...
Jetzt leben ungefaehr 40 Nilpferde in den Amazonasauslaeufern und vermehren sich schoen weiter...
4. Unter den Pablo Anhaengern wird daran geglaubt das er mit Elvis und Marylin Monroe und neustem auch Michael Jackson auf einer geheimen Insel lebt...

Ansonsten habe ich hier im Hostel Hartwick aus Kiel kennengelernt. Im Gegensatz zu den ganzen Partytouristen ein ganz netter, umgaenglicher Typ mit dem man auch was unternehmen kann.
Zusammen sind wir in ein grosses Seengebiet um Medellin gefahren. Anscheinend wurde die ganze Seenlandschaft kuenstlich angelegt ist und 70 Prozent des landesweiten Strombedarfs werden durch die Seen gedeckt. Die Hauptattraktion ist ein ca. 150 Meter hoher Granitfelsen, der so gar nicht in die Landschaft passt, aber hier halt steht. In den Brocken sind um die 700 Stufen reingeschlagen und man hat von oben eine ganz nette Aussicht.
Nach dem Abstieg ging es mit einem kalten Bier im Highend-TukTuk in das naechste Touristendorf. Ganz ansehnlich gemacht mit bunten Haeusern mit noch bunteren Verzierungen - sieht aber extrem kuenstlich alles aus. An den Wochenenden soll es eine Touristenflut aus Medellin geben aber unter der Woche war absolut tote Hose: Wir und vielleicht 5 andere hierhin verirrte Touris...Da alles hier schoen am See liegt, boomt alles was mit Bootsausfluegen und Wasserfortbewegungsmitteln zu tun hat. Da es auch Jet-Skis gab, mal den Preis in Erfahrung bringen: 180 US$ die Stunde.... Geht´s noch? Dann halt nicht.
Nachdem wir uns ein wenig das Dorf angeschaut haben, durch die kleinen Gassen geschlurft sind, versucht uns am Ufer wieder jemand ´ne Bootstour zu verkaufen. Da er auch ein Jet-Skis hat: Kurz gefragt, und: 50.000 kolumbianische Pesos = knappe 20 EUR: fuer beide. Top. Schoen also noch mit Jet-Skis auf dem See die Runden gedreht. Abends noch ein paar Bier, und am naechsten Tag ging es auch schon nach Cartagena weiter...
Ja genau die Stadt in der vor ein paar Wochen Obamas Secret Services und die US Marines ein wenig gefeiert haben ;-)
Die Anreise war dann wieder einmal etwas chaotisch...
Nachdem beim Preis zwischen Flug und Bus nur ca. 22 EUR Unterschied waren und stoppen auf der verregneten Strecke nicht in Frage kam, war die Entscheidung nicht so schwer: Online Flugticket gekauft fuer naechsten morgen um 9:40 Uhr. Nachdem der Flughafen nur 20 Minuten entfernt ist, den Wecker auf 8 Uhr gestellt: Duschen, Fruehstuecken und los. Mit Bart, Rucksack, Panfloete und Machete habe ich in der morgendlichen Rushhour keine Platzprobleme im Bus – nur irritierte, aengstliche Blicke ;-)
Kurz vor 9 Uhr im Flughafen und ab zum Check-In: „No Senor, otra Aeropuerto“
WTF – anderer Flughafen?
Wer soll denn auch ahnen das ein Inflandsflug vom Internationalen Flughafen geht und nicht vom kleineren, nationalen Flughafen?
40 Minuten zum Abflug, 40 km entfernt und die Fahrt dauert deutlich laenger als 40 Minuten... Kurzer Anruf im richtigen Flughafen: Mein Flug hat Verspaetung – vielleicht geht ja nach was: Also ab zum naechsten Taxi und die Zahl 40 verfolgt mich weiter: 40.000 kolumbianische Peso, ca. 16 EUR – ganz schoen happig... Aber hilft ja nix und mein Fahrer hat verstanden: Also vollgas. Nach einer nicht ganz entspannten Fahrt kurz nach 10 Uhr am Flughafen und direkt zu den Monitoren mit den Abflugszeiten: Mein Flug geht gegen 11:30 Uhr - mucho tiempo....

Und dann Cartagena:
Ich kann allen Berichten zustimmen: Cartagena ist wahrscheinlich die schoenste Stadt in Suedamerika; zumindest der historische Teil der Stadt: Wenn man auf den karibischen Kolonialstil mit ihren bunten Haeusern steht – unbedingt herkommen. Dadurch das alles UNESCO Weltkulturerbe ist wird einges fuer Erhalt und Pflege der alten Gebaede gemacht. Sobald man aber die schoene Fassade verlaesst und in die aeusseren Stadtbezirke geht ist es leider wie in jeder anderen groesseren Stadt in LATAM: Krasse Unterschiede zwischen reich und arm.
Ein paar Tage die Stadt und den Strand genossen und dann so schnell wie moeglich raus da. Es gibt ca. 50 km entfernt einen kleinen Vulkan: ca. 20 Meter hoch, spuckt aber kein Lava sondern nur Schlamm und man kann im Krater rein steigen. Also wieder gute 10 km sich aus dem slumguertel der Stadt quaelen um einen geeigneten Platz zum stoppen zu finden - und auch jetzt: Gelernt ist gelernt: Keine 5 Minuten spaeter und ich werde mitgenommen und bin auf dem Weg zum Schlammbad...


Jetzt mal zu den aktuellen Schattenseiten:

Ganz ehrlich, ich vermisse die Zeit des bikens... Nicht unbedingt die Bergaufstrecken aber alles andere: Das einfach in der weite Suedamerikas alleine fahren, anhalten wo immer man will, die Suche nach dem idealen Zeltplatz, das camping in freier Natur,...
Ok, als ich die letzten Wochen am Amazonas war, war das alles sehr aehnlich: Bootstour statt Fahrrad, Haengematte statt Zelt – aber der selbe Grundgedanke dahinter.
Aber seit ich jetzt als „normaler“ Backpacker von Hostel zu Hostel ziehe merke ich dass das nicht ganz mein Ding ist...
Die Hostels sind groestenteils mit jungen Touris bevoelkert die eher am Nachtleben und Feiern interessiert sind als an Land, Leute und Kultur...
Nun, der ein oder andere wird jetzt sagen: Top, da ist der Umut ja in seinem Element...
Ehrlich, bis vor kurzem haette ich da auch zugestimmt, aber mir geht es richtig auf den  s..  kecks. Staendig das oberflaechliche, vorpubertaere party gequatsche mit Leuten die man zwei Tage spaeter sowieso nicht mehr sieht...
Es ist dann doch ein Unterschied ob ich mit meinen Freunden feiere oder halt nicht... Natuerlich gibt es ausnahmen wie Hartwick aus Kiel oder vereinzelt andere, aber ....
Aus diesem Grund habe ich entschieden ab sofort die ganzen Touristaedte zu meiden und an der kolumbianischen Karibikkueste zu reisen bis nach Venezuela. Die Kueste soll zwar auch sehr tourilastig sein aber ich bin mir sicher das ich irgendwo am Strand ein paar abgelegene Palmen finden werde wo ich meine Haengematte aufspannen kann... Naechstes Ziel ist Taganga, ein kleines Fischerdoerfchen von wo man aus in den Tayrona Nationalpark reisen kann und sich dort auf die Suche nach der Ciudad Perdida, der verlorenen Stadt im Dschungel machen kann – die Machete immer griffbereit ;-)

Granitblock der gar nicht in die restliche Landschaft passt...

Zusammen mit Hartwick auf dem brocken...

Und da ging es rauf ...

Vor dem wochenendlichen Besucheransturm etwas ruhiger - aber sieht doch ganz nett aus...

"Und den Typen giesst ihr in Beton und versenkt den gleich hier ..."

Der Eingang in die historische Altstadt von Cartagena.

Kurzer Blick in die Altstadt....

und nocheinmal...

Die Indianerin von Catalina - das Wahrzeichen von Cartagena

Da oben gibt¨s gleich ein Schlammbad...

... das Resultat ;-)

Einsames bike am Strassenrand - sollte ich doch eher weiterradln...

Die Attraktion schlechthin wenn irgendein blanco zum Essen kommt der dort eigentlich nicht sein sollte....

Alles klar ;-)

Panaromasicht von Cartagena

Grossstadt hin oder her - man kommt auch mit Esel vorwaerts...

Und essen gibts auch ab und an...

Rastafari Jon - von ihm lernte ich auch die Handwerkskunst von bunten Armbaendern - so langsam kann ich zuhause tatsaechlich durch die Fussgaengerzonen tingeln und neben Panfloete spielen jetzt auch Armbaender verkaufen ;-)


4 Kommentare:

  1. Adenoid Hynkel10. Mai 2012 um 08:39

    Die Reise deines Lebens. Besser als jede Doku auf DMAX. Noch ne gute Zeit am Beach!

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  2. Man sollte die Story verfilmen ! Viel Spass noch.

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  3. Stefan Leonhart10. Mai 2012 um 18:06

    Hmmm, Bart + Machete: du erinnerst mich mehr und mehr an den Kollegen hier http://goo.gl/i7ChM ;-)

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  4. David Akinjise10. Mai 2012 um 18:07

    Ich sehe schon T-Shirts mit Deinem Konterfei... Wir sollten dringend über Merchandise sprechen... Vor allem die handsignierten Macheten werden ein Kassenschlager...

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